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praesenz
Frauen sind auch 2016 in allen
gesellschaftlich relevanten Bereichen
benachteiligt, das gilt genauso für Kultur
und Kunst. Der kunstbetrieb hat daher
ganz bewusst nur Frauen zur Teilnahme
an der diesjährigen Gruppenausstellung
aufgerufen. Unter dem Titel praesenz
zeigen fünf Frauen ihre aktuelle Kunst.
Ihnen wird Gelegenheit gegeben,
Stellung zu beziehen, ihre Sichtweise
zu zeigen auf sich, auf Gesellschaft,
auf die Gegenwart.
Paola Manzur, Sylvia Reusse,
Almut Rybarsch, Anke Droste
und Anne Jannick nehmen die
Räumlichkeiten des kunstbetriebs
mit Malerei, Installation, Grafik
und Objektkunst in Besitz.

Vom 27. August bis zum 1. Oktober
2016 wird die Ausstellung zu sehen sein.
Auf dem Hafenspaziergang wird
eröffnet, auch während
der Museumsnacht kann die Schau
besucht werden.

Der traditionsreiche Frauenchor
belcando wird in der Museumsnacht
ein exklusives Konzert geben.
belcando - längst über die Grenzen
Dortmunds bekannt und beliebt -
hat sich in diesem Jahr
zum zweiten Mal die Auszeichnung
'Meisterchor' erarbeitet.



design Sabine Spieckermann

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>* Anke Droste

In die ferne, heimwärts heißt die Installation von Anke Droste. Sie besteht aus dem großformatigen Gemälde Seestück, einer digitalen Text-Videocollage, der digitalen Fotosequenz radwechsel und zwei kleinen Landschaften.

Mit den großformatigen Landschaften aus der Reihe frei versucht Droste Sinnbilder zu schaffen für das fortwährende Bemühen, seine Freiheiten zu leben, sich seiner Grenzen, seiner Fesseln  bewusst zu werden und sie zu überwinden.

Hier, in dieser Installation, und mit der für diese Ausstellung gemalten nächtlichen Landschaft, die ein Meer darstellt, bekommt die dargestellte Weite eine konkrete Bedeutung. Sie wird in den Kontext der aktuell errichteten Grenzen gestellt, seien es die Grenzen aus Stacheldraht oder die aus neuen Regelungen und Gesetzen oder die neuen in unseren Köpfen.

Diesen konkreten Kontext der Flüchtlingsproblematik und des Fremdenhasses schafft Anke Droste mit Texten, Fotos und einem Video. Sie geben Denkanstöße und lassen uns den Blick heben.

AutorInnen, Denkerinnen und Denker kommen zu Wort, Blicke in Gesichter werfen uns auf uns zurück.  Mit der Kombination von traditioneller Malerei und digital aufbereiteter Kunst macht Anke Droste deutlich, dass es weder neue noch abzuschließende Herausforderungen sind, denen wir uns stellen.


www.ankedroste.de




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Anne Jannick

Die Arbeiten von Anne Jannick lassen die Betrachterin eintauchen in die Farben Blau, Grün, Braun und Gelb. Es sind Farben der Natur. Wir sehen Impressionen von ruhendem und fließendem Gewässer und von herabhängenden Weidenzweigen. Geht man durch den aus Plastikverpackungsschnipseln gearbeiteten Wasservorhang entdeckt man das stehende Gewässer in Form einer kleinen Seelandschaft.

Das Fließen, das Aufsteigen, das Licht in seinen Veränderungen und seinen Reflexionen, die wir in der Begegnung mit der Natur wahrnehmen, gibt Anne Jannick in ihrer Kunst wieder. Einen Teil der ungeheuren Kraft, die der Natur innewohnt, und die uns das Naturerlebnis zu geben vermag, will uns Jannick mit ihren Bildern mit auf den Weg geben. Man soll in Betrachtung der Malerei - ähnlich wie in der Natur selbst - Energie auftanken.

Sie richtet mit ihrer Kunst unseren Blick auf das, was uns ausmacht und was wirklich zählt. Das sind nicht Wettbewerb und stetes Wirtschaftswachstum oder scheinbare Optimierung bestehender Arbeitsverhältnisse durch Digitalisierung und Rationalisierung. Was wirklich zählt ist ein Leben im Einklang mit der Natur, das heißt mit Umwelt, Tier und Mitmensch.

http://annejannick.de/









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Sylvia Reusse*

Die Installation von Sylvia Reusse heißt Fragmente.

Sylvia Reusse schenkt uns mit ihrer Installation Einblicke in ihre Familien-Erinnerungen. Sie hat mithilfe eines Transferverfahrens Fotos ihrer Familie direkt auf die Wand gebracht. Die entstandenen Aussparungen und Lücken auf den einzelnen Fotos stehen für durch das Altern, Trennungen und Tod entstandene Lücken , stehen für erlittene Verluste.

Vor der Wand sehen wir eine Kommode, deren weit geöffnete Schubladen Fotos der Familie und Bündel von Briefen enthält und auf der man Dinge sieht, die für bedeutsame Ereignisse oder Einschnitte im Leben der Künstlerin stehen. Fünf Stickrahmen und fünf collagierte Würfel komplettieren die Fragmente dieses Familienmemorials.

Die Installation von Sylvia Reuße zeigt uns das Bestreben, die verschiedenen Mitglieder der Familie, aber vor allem auch das eigene Dasein mit seinen wesentlichen, den Menschen ausmachenden Stationen festzuhalten, in die Gegenwart zu ziehen, wieder lebendig zu machen.

Dass der Künstlerin die Vergeblichkeit dieses Unterfangens bewusst ist, zeigt, dass sie die Weißung der Galeriewand direkt nach Beendigung der Ausstellung mit eingeplant hat
.
http://www.sylviareusse.eu/






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Paola Manzur

Das vor ein großes Fenster aufgehängte Fotopaar, das Rücken an Rücken hängt, zeigt ein Schwimmbad in Chile. Das zerfallende Relikt in der Atacama wartet seit Jahrzehnten auf seine Sanierung. Die Künstlerin Paola Manzur war fasziniert von diesem Schwimmbad, einem Schwimmbad ohne Wasser  inmitten der trockensten Wüste der Erde, dessen Name sinnigerweise drei Brunnen ist und wie ein absurder Fremdkörper in der Weite der Wüste liegt.

Mit dem Foto innen gewährt uns Manzur einen Blick in das Bad hinein, das Foto, das in Richtung Straße hängt, zeigt einen Blick aus dem Bad heraus. Die Verwirrung der Betrachterin wird verstärkt durch die Tatsache, dass die Fotos auf Stoff gedruckt sind, der mit mit seinem großen Saum aussieht, wie ein Vorhang. Ein Foto, das gleichzeitig eine Gardine ist, das den Einblick durch eine zerrissene Bauplane hinein in ein Gebäude gibt, hängt vor einem Fenster, dessen Ausblick durch eben dieses Foto verstellt ist.

Diese raffinierte Verschlüsselung von Wirklichkeit fordert uns Paola Manzur auf zu entdecken, wodurch die Wahrnehmung und in der Folge unser Denken erweitert werden.

http://www.manzur.de/

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Almut Rybarsch Tarry

Die lebensgroße Skulptur Pandora von Almut Rybarsch Tarry ist aus Zementspachtel gearbeitet und wird von einem Eisengestänge und einem Eisendrahtgeflecht gehalten.  Im Arm hält sie ein Gefäß, das farbenfroh mit Acrylfarben bemalt ist. Patronenhülsen, Glasteile und Schreibfedern sind als vorgefundene Einzelteile eingearbeitet. Die Oberfläche der Skulptur schmeichelt derjenigen, die sie berührt – das Berühren ist übrigens ausdrücklich erwünscht- , die Gesichtszüge des realistisch ausgearbeiteten  Kopfes sind stolz und tragen ein leichtes Lächeln.

Pandora ist eine mythologische Figur aus der griechischen Antike. Pandora wurde auf Anweisung von Zeus von Göttern geschaffen. Sie wurde mit allerlei Begabungen und Talenten ausgestattet, pan alles und dora beschenkt – mit negativen wie der List und mit positiven wie Anmut oder Charme. Mit ihr wollte sich Zeus an Prometheus rächen, der den Menschen das Feuer geschenkt hat und sie damit von den Göttern unabhängig machte. Wie benutzte er Pandora? Er ließ ihr einen Krug, der später falsch übersetzt zu einer Büchse wurde, mitgeben, in dessen Innerem alles Übel der Welt war. Tatsächlich öffnete Pandora die Büchse und ließ das Böse in die Welt.

Pandora steht hier jedoch nicht mehr als Werkzeug. Der Einfluss der Götter ist gebannt. Sie steht als eigenständige Frauenfigur vor uns. In all ihrer Ambivalenz.

Die Büchse ist noch da, die Hoffnung ist noch da. - Um das Üble in der Welt zurück in die Büchse zu sperren?  Diesen Umkehrprozess hat Almut Rybarsch Tarry für uns eingeleitet, indem sie dokumentiertes Übel verbrannt und die Asche in der Büchse eingeschlossen hat.

http://www.almutrybarsch.de/


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