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.derkunstbetrieb.
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auf anfang | der himmel ist blau. Ein Projekt des kunstbetriebs Ob als Empörung gemeint - wie bei dem Schriftsteller Alfred Andersch - oder als bloße Feststellung, als Begeisterung oder als Aufforderung, sich mit der Farbe Blau auseinanderzusetzen, der Blick richtet sich bei diesem Projekt auf die Vielfalt der Reaktionen und der dabei zum Ausdruck gebrachten Auffassungen und Deutungen. Wir schrieben 22 KünstlerInnen direkt an und luden sie ein zur Teilnahme. Eine Grundfläche mit den Maßen 50 cm x 50 cm, bzw. 50 cm x 50 cm x 50 cm ist die formale Vorgabe. 21 sagten zu. Ab dem ersten September werden ihre Antworten - bis zu drei kann jede/r geben - auf die Herausforderungen des Projekts zu sehen und zu erleben sein. Ein Katalog erscheint im Rahmen der Ausstellung. Eröffnung: 1.9.18, 18.00 Uhr Einführung: Simone Rikeit, Kunsthistorikerin Dauer: 1.9.18 - 6.10.18 KünstlerInnen: Almut Rybarsch-Tarry | Objektkunst, Plastik Ana Maria Aviles Toro | Malerei, Grafik Angela Jansen | Malerei Anke Droste | Malerei, Fotografie, Installation Artur Aleksander Wojtczak | Malerei Brigitte Siebrecht | Malerei, Grafik Egon Huneke | Malerei, Grafik Hendrik Müller | Fotografie Horst Herz, Film | Fotografie Kirian | Malerei Klaus Pfeiffer | Fotografie Mathes Schweinberger | Zeichnung, Malerei Susanne Grytzka | Malerei, Objektkunst, Installation Suse Solbach | Malerei, Grafik Wolfgang Kienast | Objektkunst, Grafik |
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Fotos rechts: Vernissage, 1.9.18 | ||||||||
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Rezension und Fotos: Thomas Engel, Nordstadtblogger, September 2018 |
Wie schlimm ist das denn: „der himmel ist blau.“ Das „unendliche Blau des Himmels“ – wird zwar irgendwann schwarz und entpuppt sich insofern als Chimäre. Aber mit dieser allegorischen Form uneigentlichen Sprechens zeigen wir auf etwas anderes: meinen die Unendlichkeit des Alls ebenso wie die vorgestellte Raum- und Zeitlosigkeit eines göttlichen Wesens, im Nirgendwo und in Ewigkeit, bezeichnen beides als „Himmel“. – Hinzu kommt ein Vers von Alfred Andersch mit der Aufforderung zur Empörung. Und eine andere vom kunstbetrieb, gerichtet an eine Gruppe vorwiegend Dortmunder KünstlerInnen, hier bildnerisch frei zu deuten. Die Ergebnisse des Projektes sind aktuell an Ort und Stelle in der Nordstadt ausgestellt. derkunstbetrieb: Themen mit Tragweite – Medium für KünstlerInnen, deren Ausdrucksformen Nach bislang sechs solcher Ausstellungen: hier würde wieder ein damit verbundenes Kunstprojekt ins Leben gerufen. Für den kunstbetrieb sei dies immer spannend gewesen, erklärt Kuratorin Sabine Spieckermann, „von einem Thema auszugehen, zu dem wir KünstlerInnen einladen, ihre eigenen Haltungen und Position zu finden.“ Themen mit Interpretationsweite, die, ihren Worten zufolge, auch Gegenstand der Auseinandersetzung bei den AkteurInnen vor Ort in dem Kunst- und Kulturhaus sind. Da stand zuvor etwa die „Präsenz von Frauen“ im Mittelpunkt, ein anderes Mal ging es um das Verhältnis „Analog vs. Digital“ oder um die Aufforderung zur Darstellung des individuell neu Entdeckten, aufgehängt an einem Satz Brechts: „sah ich, als ich sehn anfing“ (aus Brecht, Als ich nachher von Dir ging). Seit Samstag heißt es jetzt in den Räumlichkeiten des kunstbetriebs in der Gneisenaustraße: „der himmel ist blau!“, so Titel wie Sujet der neuen Ausstellung, die noch bis zum 6. Oktober dort zu sehen sein wird: entlehnt aus dem Gedicht von Alfred Andersch, „Andererseits“, gleichnamig dem im Jahr 1977 publizierten Gedichtband. Der Vers von Andersch als „blauer Himmel“ – Empörung gehört nicht zwingend dazu „der himmel ist blau!“ – bis zum 6. Oktober in der Nordstadt Wer Andersch, den kunstbetrieb kennt, wird freilich kaum auf den Gedanken kommen, beim hier Prädizierten, dem schlichten Blau des Himmels, handele es sich lediglich um eine Trivialität, die bestenfalls für den Wetterbericht reicht. Das Stutzen setzt dagegen spätestens bei Lektüre des gesamten Verses bei Andersch ein: „empört euch der himmel ist blau“, heißt es dort. In dem Gedicht geht es im versteckten Ringen mit Sartre, der Kunst soziale Verantwortung zuweist, um mehr: um ästhetische Momente, um präzisierte Begriffe der Kunst, deren Rezeption. Weder der zum Protest aufrufende Imperativ, noch die dadurch im deutschen, vermutlich auch im gesamten europäischem Sprachgebrauch hervorgerufene, vordergründige Assoziation mit einer widersinnigen Aussage (hier: blauer Himmel generiert Entrüstung) sollten jenen 22 KünstlerInnen allerdings Interpretationsrichtungen weisen, bei denen derkunstbetrieb für das Projekt anfragte. Vielmehr lassen die beiden KuratorInnen, neben Sabine Spieckermann: Anke Droste, den schließlich 21 zusagenden ProjektakteurInnen quasi freie Hand: „der himmel ist blau!“ wird zum hermetisch isolierten, semantischen Gewölbe, unter dem gestalterisch geformt werden soll, was denn jede/r KünstlerIn darunter wohl verstehen mag. Verortung zwischen Nur-Himmelblau als säkularer und der göttlichen Welt im Jenseits Ansichten eines/r Reisenden (Anke Droste, Keep on trippin‘. Video, 7 min., Tusche auf Papier, 2018) So kann beispielsweise ein Regenschirm zu einem Sonnenschirm und der Andersche Vers – transzendiert der Interpretationshorizont eine Europaperspektive – auf die Nöte afrikanischer Bauern hin gedacht werden, die, statt sie zu besänftigen, sich gegenüber irgendeiner Regengottheit empören, weil die ersehnten Wolken ausbleiben. Es gäbe sogar einen Doppelbezug analog zur Äquivokation des Wortes „Himmel“ in dem Vers, das sowohl für den Begriff eines raum-/zeitlosen Gottesreichs, als auch für den des wahrnehmbaren planetären Himmels steht. Nach der Ausstellungskonzeption konnte hier die je individuelle Phantasie der beteiligten KünstlerInnen frei wirken: sie sollten sich lediglich qua eigener Positionen zwischen dem Nur-Blau des sichtbaren Himmels und einer möglichen Auseinandersetzung mit seiner religiös-theistischen Variante als Ort des Heils verorten. Einzige formale Vorgabe: 50 x 50 (x 50) cm müssen es auf einer Fläche werden (bzw. im Raum für eine Plastik). Von zerbrochenen Flügeln über seltsame Begegnungen am Strand hin zur Zerstörung Irgendwo zwischen blauem Himmel und Abgründigkeit, oder ganz woanders: ausstellende KünstlerInnen (v.l.): Wolfgang Kienast, Egon Huneke, Almut Rybarsch-Tarry, Hendrik Müller, Ute Brüggemann, Susanne Grytzka, Klaus Pfeiffer, Suse Solbach, Anke Droste. Dann ein kurzer Rundgang durch die Ausstellung, die kurz vor der Vernissage steht, letzte Arbeiten sind noch zu tun. Entstanden sind Werke der Malerei, Photographie, Graphik, des Films. Anders als bei vorangegangenen Projekten, wurden ante festum nur bildende KünstlerInnen angesprochen – um dem Aufbau mehr Platz zu geben, so Sabine Spieckermann erläuternd. Ihr Lebensmittelpunkt liegt bei allen bis auf zwei (Köln/Berlin) in Dortmund, anwesend sind neun. Wegen der Vielfalt von Darstellungsformen haben die Organisatorinnen eine Hängung mit senkrechter Ausrichtung gewählt, jeweils von Augenhöhe abwärts, so dass die verschiedenen bildnerischen Bereiche in der Horizontalen nebeneinander erscheinen. Ein kursorischer Durchlauf durch die Welt in „Blau“ mit Abbruch auf halbem Wege, Andeutungen: Da sind zerbrochene Flügel in einer Stadt, die von Brutalität zeugen; im Sand irgendwo am Mittelmeer ein gestrandeter Flüchtling, unweit von drei TouristInnen inmitten des Urlaubsvergnügens; schließlich ein zerstörtes Haus in Jerusalem. Neben dem Blau wirkt das Rosa wenig vergnüglich, kein „Mädchenmikado“, sondern mit ihm zerrissen, verstörend. – Motive von Ute Brüggemann. Von blauen Stunden und dem Leben mit den Eltern im Monolog, die heute Flüchtlinge wären Auch eine der politischeren Arbeiten: Wolfgang Kienast spielt nach eigener Aussage mit Mythen (Blauer Mond an blauer Blume unter blauen Bergen, Collage, 2018). Hendrik Müller arbeitet mit graphischen Vorlagen, farbigen Projektionen auf Flächen, die von Körpern gebildet werden; dahinter verstecken sich Männer. In seiner Generation sei Blau auch die Farbe Homosexueller gewesen, die blaue Stunde, die blaue Bar, der blaue Mittwoch usf. Hier, in seinen Bildern, sei sein eigener blauer Himmel das Unerreichbare, „was blau leuchtet und doch nicht da ist.“ Vorbei? Dann sind da Eltern, die schreiben 1944 unter dem Himmel Bielefelds Briefe, hier vom 10. Oktober. Die Tochter liest sie, kann Vater und Mutter nicht mehr fragen, spricht mit sich selbst, führt einen inneren Monolog: vom Leben unter den Bomben, mit den wenigen Kerzen in der Nacht, der Angst, der Liebe. Und es gereicht schnell zur tagespolitischen Aktualität, in den Bildern mit den biographischem Spuren von Susanne Grytzka: hier der alte Brief, den seinerzeit die Mutter schrieb, und symbolisch auf das Jahr 2018 zeigt; dort ist ein zartes Papierschiffchen auf dem Meer zu sehen: es sprengt den vorgegebenen Rahmen der Ausstellung, 50 x 50, treibt verzweifelt über die Grenzen hinaus, einem ungewissen Ziel entgegen. Die Welt schlecht sehen – oder vielleicht zur Abwechselung mit Hoffnung ihre Vermögen entdecken? Suse Solbach, inspiriert vom Himmel (Ohne Titel, Aquarellpapier, Tusche, Wachs, Holzkisten, 2018) Bewusst weggelassen in einer der Arbeiten von Anke Droste wurde der Imperativ des Empört-Euch, leitend sei vielmehr das Vermögen des Einzelnen gewesen, so die Mitkuratorin. Natürlich gäbe es da Dinge, die sie schlicht sch… fände – aber: jetzt sollte der Himmel einfach mal blau, schön, zum Genießen sein. Herausgekommen ist ein Video aus der Perspektive einer/s Reisenden, die Welt, die während der Fahrt vorüberzieht. Weiter-Reisen, dranbleiben, weitermachen, im Jetzt, hier. Hoffnung scheint vor. Noch nicht gehängt, weil dafür am Abend zuvor in dem Ausstellungsraum noch hätte gebohrt werden müssen – aber nach oben gehört das Gesamt von Suse Solbach sicher. Als vom Himmel inspiriert, erklärt sie ihr basales Motiv im Umgang mit dem Ursprungsmaterial: Kisten aus Industriebrachen auf 50 x 50 zersägt, nach eher freien Zeichnungen; dann abgegossen mit blauem Kerzenwachs, die Entwürfe schließlich separat eingewachst. Und so geht es weiter, von KünstlerIn zur/m nächsten, Stationen eines Abenteuers, den Wänden entlang, kryptisch, aufklärend, ambivalent, in der Begegnung mit dem Himmel, seiner Faszination, in Blau. Weitere Informationen:
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Blauer Himmel, kommt unter Umständen aber schräg an – derkunstbetrieb, Ausstellung. Fotos: Thomas Engel derkunstbetrieb, Gneisenaustraße, Hafenquartier „der himmel ist blau.“ – bis zum 6. Oktober in der Nordstadt Ansichten eines/r Reisenden (Anke Droste, Keep on trippin‘. Video, 7 min., Tusche auf Papier, 2018) Irgendwo zwischen blauem Himmel und Abgründigkeit, oder ganz woanders: ausstellende KünstlerInnen (v.l.): Wolfgang Kienast, Egon Huneke, Almut Rybarsch-Tarry, Hendrik Müller, Ute Brüggemann, Susanne Grytzka, Klaus Pfeiffer, Suse Solbach, Anke Droste. Suse Solbach, inspiriert vom Himmel (Ohne Titel, Aquarellpapier, Tusche, Wachs, Holzkisten, 2018) Auch eine der politischeren Arbeiten: Wolfgang Kienast spielt nach eigener Aussage mit Mythen (Blauer Mond an blauer Blume unter blauen Bergen, Collage, 2018). |
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Rezension und Foto: Lisa Lemken, ars tremonia, September 2018 |
Neues Projekt „der himmel ist blau“ im kunstbetrieb Sabine Spieckermann und Anke Droste vom Dortmunder kunstbetrieb haben zum sechsten Mal ein Kunstprojekt initiiert. Unter dem Motto „der himmel ist blau“ haben sich letztendlich 21 Künstlerinnen und Künstler aus Dortmund und darüber hinaus ihre Gedanken zu dem Thema gemacht und auf ihre ganz individuelle Art das vorgegebene Format 50 x 50 cm mit ihren Arbeiten bespielt. Ausgangspunkt für das Motto der Ausstellung, die vom 01.08.2018 bis zum 06.10.2018 im Kunstbetrieb zu sehen ist, war der Vers „empört euch der himmel ist blau“ aus dem Gedicht „Andererseits“ von Alfred Andersch. Die ausgestellten Werke umfassen die Bereiche Malerei, Grafik, Bildhauerei, Fotografie und Film. Mit der Farbe „Blau“ assoziieren nicht nur die Künstler Freiheit, einen Sehnsuchtsort, Wärme, Lebensfreude und andere positive Dinge. Diese mythologische Seite wird zum Beispiel bei dem Werk des Dortmunder Künstlers Wolfgang Kienast mit dem Titel „der blaue Mond an der blauen Donau unter den blauen Bergen“ deutlich. Der obere Bereich, mit den in blau und weiß gehalten Bergstrukturen, geht zunächst in einen an Novalis und Elvis angelehnten romantischen blauen Mond über. Der untere Bereich stellt mit herausgetrennten Zeitungsschnitzeln die sachliche Ebene der gesellschaftlichen Realität mit seiner auch bedrohlichen Seite dar, die zur Empörung oft genug Anlass gibt. Hier zeigt sich das Spannungsfeld der Ausstellung zwischen Schönheit des Lebens und Hoffnung auf der einen Seite, und den gesellschaftlichen Bedrohungen und Nöten. Mit „Summertime 2018“ hat sich die hiesige Künstlerin Almut Rybarsch-Tarry mit dem außergewöhnlichen Hitzesommer in diesem Jahr auseinandergesetzt. Sie hat aus ihrem Umfeld verdorrte Sträucher gewählt und sie mit selbst erstellten kleinen Figuren (zum Beispiel einer Figur mit hängender roter Zunge) sowie Tieren (etwa Wespen) behängt. Die Figuren sind bunt und lustig dargestellt, wobei den Betrachtern eher das Lachen im Halse stecken bleibt. Die Sorgen darüber, was uns an Auswirkungen des Klimawandels in naher Zukunft erwartet, ist hier klar spürbar. Anke Droste vom Kunstbetrieb hat mit ihrer besonderen Arbeit einen Reisefilm einer Zugfahrt im Miniformat in ihrem in grauen tristeren Farben gehaltenen 50 x 50 cm gehaltenen Bild wie ein hoffnungsvolles Guckloch für die Schönheiten des Lebens eingefügt. Der persönliche Blick zum Projekt-Motto der 21 Künstlerinnen und Künstler ist in seiner Vielseitigkeit spannend, interessant und oft von sehr persönlichen Erlebnissen und Biografien geprägt. Es gibt hier für Besucher viel zu entdecken und Raum für eigene Assoziationen. Die Eröffnung der Ausstellung „der himmel ist blau“ findet am 01.09.2018 im Rahmen des Hafenspaziergangs um 18:00 Uhr im Kunstbetrieb in der Gneisenaustr. 30, 44 147 Dortmund statt. Die Kunsthistorikerin Simone Rikeit wird eine Einführung geben.
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