Im Kunstbetrieb in der Gneisenaustraße sind die Arbeiten von Klaus Pfeiffer zu sehen. Fotos: Lia Lenz
Von Lia Lenz
Seine Fotos durchlaufen einige Verwandlungen bis sie ihre letzte Gestalt erhalten:
Klaus Pfeiffers Fotografien wachsen mit jedem Bearbeitungsschritt zu einem Kunstwerk heran.
Seine Arbeiten sind vom 20. September bis 18. Oktober im Kunstbetrieb, Gneisenaustraße 30,
in der Dortmunder Nordstadt zu sehen. Die Ausstellung wird am morgigen Samstag
um 18 Uhr eröffnet.
Nach dem Fotografieren beginnt die künstlerische Arbeit erst
Links: Foto von Klaus Pfeiffer mit dem Titel “ora et lege”
(Bete und lies). Der Künstler ist rechts zu sehen.
Pfeiffer fotografiert mit seinem Smartphone oder mit einer Spiegelreflexkamera,
doch mit dem Ablichten des Motivs fängt die Arbeit für ihn erst an. Er druckt das Bild aus,
kopiert es, scannt es ein, bearbeitet es, druckt es erneut aus, fotografiert es wieder,
spielt weiter mit Motiven, Themen und Orten. Es entstehen Fotomontagen,
der fachkundige Ausdruck lautet „Visuelle Cut-ups“.
Seine Motive sucht er nicht gezielt, er findet sie zufällig: beim Joggen, in der U-Bahn Station,
in Supermarktschlangen. Es sind Orte, die ihn dazu veranlassen, stehen zu bleiben, innezuhalten.
Etwas reizt ihn an diesen bestimmten Punkten, dann macht er ein Foto und über seine Arbeit an
dem Bild beginnt dann das Verstehen einzusetzen. Die Faszination des Ortes wird deutlicher
durch seine Bearbeitung, es ist als würde man sich einer platonischen Idee nähern.
Die Deutungshoheit und Interpretation ist dem Betrachter überlassen
Doch es liegt ihm fern, seine Interpretation dem Betrachter aufzuzwingen, im Gegenteil:
“Ich freue mich immer, wenn die Besucher mir sagen, was sie in einem Bild sehen und das
kann natürlich immer variieren, ich zwinge da niemandem meine eigene Idee auf oder schreibe
einen “roten Faden” durch die Ausstellung vor.”
Gebäude und Öffentlichkeit, das ist ein durchgehendes Motiv seiner Arbeit. Er arbeitet durch Reduktion
Struktur und Linien aus den Architekturen heraus.
Dabei besonders beliebt bei ihm: Der RWE-Tower und das IWO-Hochhaus. Die beiden Hochhäuser,
welche fast schon die Dortmunder Skyline bilden. Doch wer jetzt an die typischen Panorama-Poster denkt,
dem sei versichert: Die Gebäude sind so inszeniert, dass von “klassischen Architektur-Fotos”
überhaupt keine Rede mehr sein kann.
Dass es nicht zu steril wirkt nach all der Reduktion und Linientreue, machen die kleinen verspielten Details
in den Werken aus. Am liebsten sind Klaus Pfeiffer Flugzeuge und Vögel, die er per App nachträglich einsetzt.
Klaus Pfeiffer sieht New York als “verwandte Städte-Seele” von Dortmund
Klaus Pfeiffer vor seinem Bild “”Carimbo”
Eine verwandte Städte-Seele zu Dortmund sieht er übrigens in New York.
Deswegen nimmt die Metropole auch den anderen Teil der Austellung ein.
Die städtische Struktur sei sehr ähnlich: Ein Nord-Süd Armuts-Gefälle, dass man fußläufig schnell
charakteristisch andere Bezirke erreichen kann und dass die New Yorker wie die Dortmunder
sehr aufgeschlossen seien fällt ihm an vergleichbaren Merkmalen auf. In New York beschäftigt
er sich vor allem auch mit Kunst und Werbung im öffentlichen Raum.
Passend zu den vielen Verwandlungen, die seine Fotos durchlaufen, ehe sie zu Kunstwerken werden,
hat Klaus Pfeiffer einen Ausschnitt eines Verses von Ovid als Titel für die Ausstellung gewählt:
Ovid wurde vor allem durch seine “Metamorphosen” zum Klassiker, einer Sammlung von Geschichten,
die sich alle um die Verwandlung drehen.
Verwandlung und Vergänglichkeit
“Dir, der du vorbeigehst” lautet dieser Ausschnitt und ist in vielerlei Hinsicht symptomatisch für diese Ausstellung:
Sie scheint wie ein Aufruf zu sein und eine Widmung an diejenigen, die den Alltag erleben,
ohne die kleinen Momente von Besonderheit wahrzunehmen. Ein Versuch, einen Blick hinter das Alltägliche,
zu ermöglichen. Und vielleicht auch eine Hommage an sich selber als Künstler, der in seinem Werk
seine Sicht auf die Welt kreativ bearbeitet und so seinen eigenen Blick auf das Leben konserviert hat.
Schließlich ist der Titel der Ausstellung nicht nur verbunden mit dem Thema “Verwandlungen” sondern auch
mit dem Vergänglichen: Der Vers “Dir, der du vorbeigehst” ist Teil von Ovids für sich
selbst erdichtete Grabinschrift. Und so kann man die Ausstellung auch als Motivation dafür empfinden,
mit offenen Augen durch die alltägliche Umgebung zu gehen und durch einen kreativen Umgang
mit seiner Umwelt ein wenig tiefer im Leben zu stehen.
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